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Schützt Sonnencreme vor Hautkrebs?

Die kurze Antwort: Theoretisch ja, praktisch nein.

Die lange Antwort: Die Wissenschaft ist sich letztlich nicht einig. Die Studienlage ist wie folgt: Es konnte mit einiger Sicherheit gezeigt werden, dass Sonnencreme vor einem bestimmten weißen Hautkrebs schützt (Spinaliom). Nicht gezeigt werden konnte bislang, dass Sonnencreme vor dem häufigsten Hautkrebs (Basaliom) und dem gefährlichen schwarzen Hautkrebs (Melanom) schützt.

Dazu kommt ein beunruhigendes Ergebnis von den Trendforschern: Trotz rasant steigender Verkaufszahlen von Sonnencreme in den letzten 10 Jahren erkranken immer mehr Menschen an Hautkrebs. Drei Gründe werden sehr häufig angeführt, die erklären könnten, warum die Hautkrebserkrankungen trotz Anwendung von Sonnencreme nicht zurückgehen.

  1. Sonnencreme wird falsch angewendet
  2. Sonnencreme ist nicht wirksam
  3. Hautkrebs hat andere Ursachen als UV-Strahlung

Betrachten wir zunächst die Rolle der Sonnencreme. Die Sonnencreme macht es für die meisten Menschen überhaupt erst möglich, sich stundenlang am Strand zu sonnen. Ohne Sonnencreme würde ein Tag am Strand für viele damit enden, dem örtlichen Krankenhaus einen Besuch abzustatten. Somit schützt Sonnencreme auf der einen Seite zwar vor UV-Strahlung, aber auf der anderen Seite verführt Sonnencreme auch zu längeren Aufenthalten in der Sonne. Wird durch Sonnencreme die UV-Dosis, die in die Haut gelangt, tatsächlich verringert? Die Antwort lautet hier: Sonnencreme verringert die UV-Dosis, die in die Haut gelangt. Wenn man aber dafür länger in der Sonne bleibt, dann verringert sich die UV-Dosis letztlich nicht. Aus Untersuchungen ist bekannt, dass Sonnencreme explizit so verwendet wird, dass man möglichst lange in der Sonne bleiben kann. Junge Frauen fahren beispielsweise häufig mit unterschiedlichen Sonnencremes in den Urlaub. Hohe Lichtschutzfaktoren werden am Anfang und geringe am Ende des Urlaubs verwendet! Alles wird getan, um möglichst braun zu werden. Anders ausgedrückt: Sonnencreme dient dazu, um möglichst hohe Dosen an UV-Strahlung in die Haut zu bekommen.

Zurück zu den oben erwähnten drei Punkten, die das Sonnencreme-Dilemma erklären:

Sonnencreme wird falsch angewendet

Ja, Sonnencreme wird häufig falsch angewendet. Viel zu wenig wird aufgetragen, viel zu selten wird nachgecremt und die Bestrahlungszeiten in der Sonne sind viel zu lang.

Sonnencreme ist nicht wirksam

Es steht heute außer Frage, dass die meisten Sonnencremes im wissenschaftlichen Test die UVStrahlung herausfiltern und somit wirksam die Haut vor UV-Strahlen schützen. Von der Industrie wurden gute wissenschaftliche Studien gesponsert, die zeigten, dass richtig eingecremt Sonnencreme schützend wirken kann. In der strengen Umgebung von Studienprotokollen und unter ärztlicher Kontrolle zeigten die Teilnehmer an der Studie eine gute Disziplin bei der Anwendung und den Bestrahlungszeiten. Aber diese Studien sind natürlich realitätsfern. In der Praxis wird Sonnencreme weder so diszipliniert wie in der Studie verwendet noch sind die Zeiten zum Sonnenbaden in der Regel vernünftig angesetzt. Früher enthielten die Sonnencremes keine Filter gegen UV-A Strahlen, was teilweise erklären könnte, warum die Hautkrebserkrankungen trotz Sonnencreme weiter steigen.

Hautkrebs hat andere Ursachen als UV-Strahlung

Eine Form des weißen Hautkrebs (Spinaliom) wird sicher durch UV-Strahlen ausgelöst. Dies ist in der Wissenschaft weitgehend unstrittig. Hier gibt es eine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung. Je mehr UVStrahlen die Haut treffen, desto wahrscheinlicher ist die Entstehung dieses weißen Hautkrebses.

Nicht so klar ist die Sache bei dem anderen weißen Hautkrebs, dem Basaliom. Ein Teil der Basaliome ist sicherlich nicht durch UV-Strahlung ausgelöst. Noch unklarer ist die Situation beim schwarzen Hautkrebs. Es gibt für den schwarzen Hautkrebs keine Dosis-Wirkungs-Beziehung. Für einen Teil der schwarzen Hautkrebse geht man aber davon aus, dass möglicherweise kurze, zu hohe Dosen von UV-Strahlung eine Rolle spielen könnten. Anders ausgedrückt: Sonnenbrände oder kurzfristige intensive Bestrahlungen könnten eine Rolle spielen. Es gibt Studien, die zeigen, dass diese „UVSchock-Theorie“ zutreffen könnte. Die Hinweise sind schwach, aber sie liegen nun einmal vor. Insofern muss zunächst bis auf weiteres davon ausgegangen werden, das die UV-Strahlung zumindest eine gewisse Rolle spielen kann. Es gibt immer wieder die Frage, ob ein einzelner Sonnenbrand sicher Hautkrebs auslöst. Die Antwort ist: Nein! Wenn dem so wäre, würde wahrscheinlich jeder in Deutschland bereits an Hautkrebs leiden.

Als andere Ursache für Hautkrebs werden insbesondere diskutiert die erbliche Veranlagung, Viren und Vitamin-D-Mangel. Die Belege sind hier allerdings ebenfalls schwach. Zahlreiche wissenschaftliche Studien laufen zu diesen Themen gegenwärtig.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Sonnencreme wird in der Praxis falsch angewendet und häufig dazu eingesetzt, um einen maximalen Bräunungseffekt zu erzielen (= möglichst hohe UV-Dosis). Insofern kann davon ausgegangen werden, dass Sonnencreme das Problem mit der starken UVBestrahlung der Haut insgesamt verschärft. Bis heute ist wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt, ob Sonnencreme in der alltäglichen Anwendung unter dem Strich das Hautkrebsrisiko senkt oder erhöht. Vieles spricht dafür, dass das Risiko für Hautkrebs tatsächlich aufgrund unsachgemäßer Anwendung und zu langem Sonnen erhöht wird. UV-Schutz sollte insbesondere durch weniger Sonnenbestrahlung und mehr durch Textilien erreicht werden. Außerdem immer daran denken: Intensive UV-Strahlung lässt die Haut frühzeitig altern!

Autor: Jürgen Tacke 
Veröffentlicht: 17. Juli 2010
Quelle: www.melanom-info.org

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